Bego Mario Garde

Kostenpflichtige SEO-Angebote nutzen?

Mein Webhoster bietet mir verschiedene SEO-Pakete für 5 bis 12 Euro im Monat an. Ist das sinnvoll?

Mich hatte vor einer Weile mal der Besitzer eines Ferienhauses angesprochen, ob ich ihm eine ganz einfache Website bauen könnte: Fünf Bilder, vier von der Außenseite seines Ferienhauses, eines von innen, eine knappe Beschreibung, Kontaktformular, bitte möglichst preiswert.

Ich habe ihn gefragt, was er mit der Website erreichen möchte. Seine (für viele Webseitenbetreiber typische) Antwort war, dass er hofft, dann bei Google gefunden zu werden und ganz viele Leute sein Ferienhaus buchen.

Ich fürchte, dass die Idee zu ganz vielen Webseiten genau so entsteht – man veröffentlicht etwas im Internet, wird über Google gefunden und dann fließt das Geld in Strömen. Die Ernüchterung kommt schnell: Es gibt noch andere Webseiten mit Ferienhäusern am gleichen Ort und die eigene Webseite rangiert irgendwo auf Seite 27 der Google-Suchergebnisse, wird also kaum noch wahrgenommen, kostet Geld und bringt wenig. Es gibt Kunden, die an dieser Stelle auf die Idee kommen, die vorhandene Webseite nachträglich für Suchmaschinen optimieren zu lassen (oder machen dem Webentwickler Vorwürfe, er hätte seinen Job nicht hinreichend erledigt).

Für WordPress gibt es Plugins, mit denen Suchmaschinen etwas „gelenkt“ werden können, etwa in dem eine Meta-Beschreibung der einzelnen Seiten hinzugefügt wird. Die Suchergebnisse verbessern sich auch, die Seite rangiert dann meinetwegen auf Seite 17 statt 27, bringt aber immer noch nicht den erwarteten Geldsegen.

Manche Webseiten-Betreiber wechseln an dieser Stelle zur dunklen Seite der Macht, fügen z.B. eine Ansammlung von Keywords hinzu – mit weißer Schrift auf weißem Hintergrund, ganz clever, weißte Bescheid. 😉 Kennt Google allerdings, führt zu einem noch schlechterem Ranking. Irgendwie alles blöd gelaufen …

Wenn ich neue Webprojekte angehe, mache ich erst einmal eine Bestandsaufnahme: Um was geht es eigentlich, was ist Sinn und Zweck der Website? Wer ist die Zielgruppe? („Jeder“ ist keine Zielgruppe!) Wonach sucht diese Zielgruppe? Welche Informationen sind besonders gefragt? Wieviel Umfang soll die Website haben? Wer pflegt das alles und hält die Inhalte auch aktuell? Sind passende Texte und Fotos vorhanden? Sind die Inhalte wirklich für die Zielgruppe interessant oder hat da jemand nur Stichworte mit Füllwörtern ergänzt?

Zur Umsetzung gehört auch die Kontrolle der Performance der Webseiten. Werden die schnell genug ausgeliefert? Wieviel Datenvolumen wird übertragen? Passt das auch bei mobilen Endgeräten? Sind die Bilder nicht zu groß? Kann auf Komponenten verzichtet werden? Brauche ich den performance-lastigen Facebook-Button, damit jemand meine Seite liked? Klickt eigentlich jemand in der Sidebar auf das Beitragsarchiv in Kalenderform? Hat die Website ein SSL-Zertifikat?

Wie erfolgreich deine Website dann ist, lässt sich mit Analyse-Tools wie PIWIK oder Google Analytics messen. Dazu musst du aber Informationen wie eine Bounce-Rate nicht nur auslesen, sondern auch interpretieren können – und konsequent umsetzen.

Die von dir genannte SEO-Optimierung liefert Informationen nach dem Motto „Understand your Site’s SEO issues“. Das mag durchaus sinnvoll sein, wenn du die gelieferten Daten auch wirklich verstehst und umsetzt: Unter „Popularity of your Website“ werden 53 Links von anderen Webseiten aufgeführt. Ist das jetzt gut oder schlecht? Sind das überhaupt Webseiten, auf denen du verlinkt sein möchtest? Erhöht das deinen Umsatz oder verbessert das deinen Ruf? Welches Marketing-Ziel hast du? Ist dir diese Information 5 bis 12 Euro im Monat wert?

Google hat zu dem Thema übrigens eine klare Meinung:
Sie brauchen keinen Dienst zur Suchmaschinenoptimierung zu kaufen.


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